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Schöner Brunnen
auf dem Hauptmarkt in Nürnberg
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Die Geschichte des Brunnens |
Die Geschichte des Brunnens
Der Schöne Brunnen wie wir ihn heute kennen, wurde 1385 - 96 zuerst durch den Baumeister Fritz Pfintzing, nach dessen Tod ab 1389 vom Steinmetz Heinrich Behaim d.Ä., genannt Heinrich der Barlier (Parlier entspricht etwa einem Bauleiter) aus Schilfsandstein erbaut und er befindet sich, 19 Meter hoch, an der Nordwestecke des Hauptmarkts. Farbe und Vergoldung wurde von einem "Meister Rudolf" zusammen mit Konrad Kügel und Heinrich Vogel angebracht. Die Stadtkasse hatte die Gesamtkosten von rund 4500 Gulden zu bezahlen. Der Brunnen war immer ein Sorgenkind der Stadt. Wegen starker Verwitterungserscheinungen mussten u.a. 1420, 1447, 1464, 1490 und 1540 Neubemalungen durchgeführt werden, 1490 war laut Überlieferung die Werkstatt von Michael Wohlgemut (dem Lehrer Albrecht Dürers) beteiligt. Eine erste große Restaurierung fand 1540/41 statt. Nach dem 30-jährigen Krieg trug man sich wegen großer Verwahrlosung mit dem Gedanken, den Brunnen abzureißen. 1586/87 wurde von Paulus Kuhn ein schmiedeeisernes Schutzgitter um den Brunnen angebracht. Bei der großen Restaurierung 1821/24 (Kosten 20 000 Gulden) wurde die gesamte Brunnenpyramide fast ganz abgetragen und unter Verwendung noch brauchbarer Teile mit zahlreichen Abweichungen vom Original neu errichtet. Nur die Figuren des Kurfürsten von Sachsen und Trier, sowie Judas Makkabäus und Cäsar blieben so, wie sie waren. Beteiligt an dieser Restaurierung waren der damalige Direktor der Nürnberger Malerakademie Prof. Albert Reindel, die Bildhauer Gebrüder Gottfried und Lorenz Rotermund, der Bildhauer Ernst von Bandel, Steinmetzmeister Capeller, Gewerbeschulleiter für Modellieren Jakob Daniel Burgschmiet sowie Bildhauer und Erzgießer Johann Daniel Burgschmiet. Es wurde der sehr harte Sandstein aus Wendelstein benutzt. Dabei wurden statt Farben und Vergoldung graue Ölfarbe aufgetragen. Bei dieser Restaurierung wurde auch der obere Teil des Gitters durch einen neugotischen Aufsatz ersetzt. Gleich anschließend an der südlichen Seite des Schönen Brunnens waren am Nürnberger Hauptmarkt von 1809 bis ca. 1895 Kolonaden errichtet. Mehr Infos über den Hauptmarkt gibt es hier.
1839 musste das Becken ausgebessert werden. Die kunsthistorisch bedeutendste Restaurierung wurde durch Oberbürgermeister Dr. Ritter von Schuh (sein Wappen, ein Schuh, befindet sich im nordwestlichen Feld des Gitteraufsatzes) 1897 - 1903 veranlasst. Durchgeführt wurde sie vom städtischen Baurat Heinrich Wallraff (1858 - 1930). Dabei wurden die wenigen Reste der stark verwitterten grauen Sandsteinfiguren ins Germanische Nationalmuseum gebracht und eine originalgetreue Kopie des Brunnens wie er im 14. Jh. bestanden hatte aus Muschelkalkstein aus Krensheim, der viel witterungsbeständiger ist, an der gleichen Stelle errichtet. Die Schrift, die der Baurat zur Erneuerung des Schönen Brunnens verfasste ist erhalten geblieben (Heinrich Wallraff: "Bericht über den Entwurf zur Wiederherstellung des "Schönen Brunnens" auf dem Hauptmarktplatze zu Nürnberg", Nürnberg 1889.) Die Kosten dieser Restaurierung betrugen fast 6,5 Millionen Mark. Der obere Gitteraufsatz von 1824 wurde bei dieser Restaurierung entfernt und nach Vorlagen das ursprüngliche Oberteil mehr oder weniger originaltreu nachgebildet. Leider gibt es keine Unterlagen über die Neu-Erstellung des Gitters im Stadtarchiv, aber laut mündlicher Überlieferung sollen die Schlosserfirmen Leibold und Sohn vom Münzplatz 2 und Gustav Frey vom Äußeren Laufer Platz 14 die Arbeiten ausgeführt haben. Der Mythos des Ringes Der Messingring, der nahtlos in das eiserne Gitter eingeschmiedet ist, hat natürlich auch eine "sagenhafte" Geschichte, er soll so hineingekommen sein: Der Meister Kuhn, der das Gitter um den Brunnen gebaut hat, hatte eine Tochter namens Margret, die von seinem Lehrling umworben wurde. Da er aber sein Kind nicht einem armen Burschen geben wollte, verbot er diese Werbung und warf ihn hinaus. Es soll so etwas gesagt haben wie: "Daraus wird ein für allem nichts! So wenig wird etwas daraus, wie du es fertig bringst, dass die Ringe am Brunnengitter sich drehen können!" Der Meister ging daraufhin auf Reisen und der Lehrling wollte beweisen, dass er etwas konnte und stellte den Ring heimlich her. Dann schnitt er ihn auf, fügte ihn ins Gitter ein, lötete, hämmerte und feilte so lange, bis man keine Nahtstelle mehr sehen konnte. Dann hat er die Stadt verlassen und kam nie zurück. Nachdem der Meister nun wieder nach Hause kam, sah er ein, dass er zu streng gewesen war. Er bedauerte den Rauswurf, und hätte den geschickten Lehrbuben gerne wiedergehabt und ihm auch seine Tochter gegeben, aber es war zu spät und die Margret weinte sich sich die Augen aus.
Der Sage nach soll eine junge Frau, die drei Mal an dem Ring dreht, sich übrigens ein Kind wünschen dürfen. Eine andere Sage sagt, eine Frau bekäme so viele Kinder, so oft sie an dem Ring drehe. Nach uraltem Volksglauben holte ja der Storch die neugeborenen Kinder aus dem Brunnen. Noch heute sieht man Paare, die kurz vorher im angrenzenden Rathaus getraut wurden, an dem Ring drehen. Der Mythos geht aber noch weiter: Man sagt, dass der goldfarbene Ring an der süd-westlichen Seite im Gitter der Ring für die Touristen sei und der zweite, schwarze Eisenring an der nord-westlichen Ecke der Originalring. Aber die Wahrheit ist ganz anders: Der Geschichte des Ringes Die Wirklichkeit ist längst nicht so romantisch, wie der Mythos. Es ist nicht bekannt, wann der drehbare Ring (Durchmesser 10 cm), der als "Handwerksburschenwahrzeichen" von Nürnberg galt, erstmals in Schriftstücken erwähnt wird. Friedrich Beer erwähnt in einem Gedicht 1587 den Ring: "Ring ineinander geschlossen - künstlich, meisterlich, unverdrossen". Der Ring ist in einem Kupferstich aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erstmals bildlich dargestellt. Auf dem Bild sieht man einen Burschen im Vordergrund an dem Ring drehen (Anklicken zum Ansehen!). Bei der ersten Restaurierung 1821/24, als das Oberteil des Gitters ersetzt wurde, ging der berühmte Ring verloren. Es wurde ein ähnliches Stück, angeblich durch Schlossermeister Pickel, angebracht. Als die zweite Restaurierung 1899 - 1903 durchgeführt wurde (siehe "Die Geschichte des Brunnens" ), wurde von dem Werkmeister Otto Wohlgemuth, der für die Schlosserei Leibold und Sohn (Münzplatz 2) arbeitete, ein neuer Messingring gefertigt und eingefügt. Offenbar fügte dann auch die Firma Frey (sicher unbestellt) auf der Nordostseite den ebenfalls drehbaren eisernen Konkurrenzring aus Eisen ein (siehe rechte Abbildung), nach dem Motto, was die können, können wir schon lange. Dieser Eisenring ist bis heute unverändert erhalten. 1945 wurde der "goldene" Messingring gestohlen. 1949 wurde er zur 900-Jahr-Feier neu angefertigt. Allerdings hat der Beauftragte die Ösen des Gitters aufgesägt, den Messingring hineingelegt und das Gitter wieder zugeschweißt. Die Innenseite der Gitterösen wiesen noch Schweißnähte auf. Aufgrund massiver Beschwerden der Bevölkerung musste deshalb die Arbeit 1950 wiederholt werden. Im Fasching 1957 berichteten die Zeitungen von einem neuen Ringdiebstahl. Beauftragt für die Wiederherstellung wurden die Werkstattnachfolger von Jakob Drebinger, (ehem. tätig bei der Firma Frey, die den Konkurrenzring hergestellt hatten). So ist der Messingring also mindestens fünf Mal ersetzt worden und es dürfte von der angeblichen Wunderkraft des Rings nicht mehr viel übrig geblieben sein. Aber das ist nicht wichtig! Die Nürnberger glauben an "Ihren" Ring, allerdings glauben sie, dass der eiserne an der nord-östlichen Ecke der "echte" Ring ist, im Gegensatz zu den Touristen, die alle an dem goldfarbenen drehen und sich dabei fotografieren lassen! Die Figuren des Brunnens Wie im Mittelalter üblich, deutete die himmelragende Spitze des Brunnens an, dass alles Weltliche zum Himmel gerichtet sein muss. Unter der Spitze sind die Vertreter des christlichen Glaubens dargestellt. Hier eine Skizze mit der Sitzordnung der einzelnen Figuren. Hier Bilder der Figuren am Beckenrand mit der jeweils dahinter sitzenden Figur (Mit freundlicher Überlassung von Uwe Kabelitz):
Zum Schluss eine nette Idee Noch ein Wort zum Messingring im Gitter des Brunnens: Der Nürnberger Designer Sven Weihreter hat ihn als "Nürnberger Wünschering" zum Anstecken an den Finger erstmals zum Christkindlesmarkt in Nürnberg im Jahre 2002 gestaltet und er wird noch immer in Handarbeit und mit viel Liebe geschaffen. Ich selbst habe einen dieser Ringe 2002 von meiner Mutter zu Weihnachten als Geschenk bekommen und trage ihn täglich. Ring anklicken für mehr Info! zurück zur großen Geschichts-Tour |