Johann Neudörfer d. Ä.
Schreibmeister und Historiograph

 

Johann Neudörfer d. Ä.

Johann Neudörfer d. Ä.

Johann Neudörfer wurde im Oktober 1497 als Sohn des Kürschners Stephan Neudöfer in Nürnberg geboren. Wahrscheinlich machte er eine Lehrzeit als Kürschner bei seinem Vater, wurde aber bei dem Schreib- und Rechenmeister Caspar Schmid und dem Kanzlerschreiber Paulus Vischer zum "Arithmeticus" und "Modisten" ausgebildet.

"Modisten" nannten sich die damaligen Schreibmeister, weil sie ihre Schrift nach einem künstlerischen "Modus" gestalteten. Neudörfers Anliegen war aber das "zierliche Schreiben", das künstlerisch gestaltete Schönschreiben.

Als Modist schuf Johann Neudörfer 1519das erste deutschsprachige Schriftmusterbuch. Damit legte er die Basis für die Frakturschrift. Zunächst nur für Dürers theoretische Schriften genutzt, war diese bis ins 19. Jh. die beherrschende Drucktype. Um die Mitte des 16. Jh. gab es eine große Anzahl Schriftmusterbücher, die ausdrücklich oder faktisch die Entwürfe Neudörfers übernahmen. Allerdings war auch schon eine Gefährdung zu erkennen, nämlich die ornamentale Verdeckung der Großbuchstaben.

Dürer hat diese Schrift nicht nur für seine theoretischen Schriften genutzt, sondern bat Neudörfer, die Schrift auf die Apostel-Bilder zu schreiben. Zunächst wurden diese Texte 1627 abgedrennt (vermutlich weil sie als protestantische Texte angesehen wurden), erst 1929 wurden sie den Gemälden wieder beigefügt.

Neudörfer war aber auch ein Rechenmeister. Er beherrste die "Arithmetica" und die "Geometria". Er wusste aber auch beides zu kombinieren: z. B. die Konstruktion der lateinischen Großbuchstaben innerhalb eines geometrischen Beziehungsschemas macht das deutlich.

Als Historiograph schrieb er 1547 "Johann Neudörfers Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werkleuten, so innerhalb hundert Jahren in Nürnberg gelebt haben". Allerdings haben sich dort einige Ungenauigkeiten eingeschlichen. 1660 wurden sie von Andreas Gulden ergänzt und 1828 von Friedrich Campe erstmals gedruck. G.W.K. Lochner hat 1875 eine kommentierte Ausgabe herausgebracht.

Der Rechenmeister heiratete Magdalena Schellenmann und zog 1524 in das Haus Burgstr. 16. Dort erinnert nur noch eine Tafel daran, da das Haus im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Das Haus war zugleich Wohnung und Schulhaus der Neudörfer. Ab 1531 war er "Genannter des Größeren Rats" der Stadt Nürnberg. In zweiter Ehe war er mit Katharina Sidelmann verheiratet. 1543 wurde ihm der Titel eines kaiserlichen Pfalzgrafen verliehen.

Er starb am 12. November 1563 und ist auf dem Johannis-Friedhof begraben.

 

 

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