Willibald Pirckheimer
Humanist und Universalgelehrter

 

Willibald Pirckheimer

 

Wappen der Pirckheimer

 

Willibald Pirckheimer

 

Willibald Pirckheimer wurde am 4. Dezember 1470 in Eichstätt geboren. Sein Vater Johannes, Jurist und Diplomat, heiratete Barbara Löffelholz, beide stammten aus alten Nürnberger Ratsfamilien.

Willibald wuchs in Eichstätt auf und begleitete seinen Vater auf seinen diplomatischen Reisen u.a. nach Tirol und Nürnberg, wo er den jungen Albrecht Dürer kennenlernte und sein Freund wurde.

Sein großes Interesse für den Humanismus vertiefte er durch das Studium der Rechte, der Geschichte, Philosophie, Geographie, Numismatik und Mathematik in Padua und Pavia (1489 - 1495).

Nach seinen Studien heiratete er 1495 Crescentia Rieter, Tochter aus alter Ratsfamilie. Sie gebar ihm 5 Töchter und einen Sohn, der zusammen mit der Mutter kurz nach der Geburt starb. Seine Lieblingstochter heiratete später Hans VI. Imhoff und wurde die Mutter des Willibald Imhoff. Willibald heiratete nicht mehr und widmete sich vorwiegend der Wissenschaft und der Tätigkeit im Rat.

Seine Arbeit als Übersetzer und Herausgeber klassischer Autoren der Antike machten ihn bald weit über Nürnberg hinaus bekannt. Er war mit den Humanisten im westlichen Europa durch Briefwechsel in Verbindung u. a. mit Erasmus von Rotterdam (der von Dürer gemalt wurde). Es gab auch viele Begegnungen in seinem Haus bei großen Tafelrunden im Pirckheimer'schen Haus am Herrenmarkt (heute Hauptmarkt) Ecke Augustinerstraße. Auch Celtis war bei ihm zu Gast und erwähnte im 12. Kapitel seiner "Norimberga" das Haus als "Herberge des Gelehrten".

Er verstand sich selbst wohl in erster Linie als Bildungspolitiker, denn es ging ihm darum, in einer neuen Ära der Geschichte einen neuen Lebens- und Geistesstil zu prägen. In der von seinem Vater mitbegründeten Poetenschule in der Alten Waage hinter der heutigen Handelskammer (Winklerstraße), nutzte er seine humanistischen Kenntnisse und erschloss auch neue Bildungsmöglichkeiten. Als sie 1509 ihre Tore schließen musste, übertrug er seine Erfahrungen auf die vier Lateinschulen an St. Sebald, St. Lorenz, Heilig Geist und St. Egidien. Es wurden dort griechische und römische Autoren in Lateinisch gelesen, astonomische Geographie wurde gelehrt. So wurden die Lateinschulen zu unmittelbaren Vorstufen des Universitätsstudiums und zu Fundamenten des 1526 gegründeten ersten deutschen Gymnasiums, das auf Pirckheimers Initiative zurückgeht - des heutigen Melanchthon-Gymnasiums, damals am Egidienberg, heute in der Sulzbacher Straße.

Sein Thema am kaiserlichen Hof, auf Konferenzen und Reichstagen war "Wie kann ein tiefer Sturz à la Venedig verhindert werden?" Zusammen mit seinem Augsburger Freund Konrad Peutinger, dem Humanisten und Ratsschreiber, engagierte er sich in der neuen Überseewirtschaft und tat alles, um seine Stadt - als Ausgleich zu ihrer bisher führenden Handelsposition in Europa - zum Zentrum der humanistischen Erneuerung von Kunst, Erziehung, Wissenschaft und Religion zu machen.

Er und seine nähere Verwandtschaft unterstützten und förderten seinen Freund Albrecht Dürer. Er begleitete ihn wohl während dessen erster Reise durch Italien und subventionierte, zusammen mit seinen Verwandten, wahrscheinleich auch die 2. Italien- und die Flandernreise.

Er gehörte dem Rat von 1496 bis 1501 und von 1506 bis 1523 als außenpolitischer Delegierter und als Kaiserlicher Rat an. Er starb am 22. Dezember 1530, gerade 60 Jahre alt, als letzter Pirckheimer. Begraben hat man ihn auf dem Johannisfriedhof nahe der Holzschuherkapelle. Eine Straße (zwischen Bucher Straße und Maxfeld) und ein Humanistisches Gymnasium in der Südstadt Nürnbergs sind nach ihm benannt.

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