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Die Siechen
in Nürnberg
Auch in Nürnberg gab es im Mittelalter die "Aussätzigen", die an Lepra litten. Man erkrankte durch Ansteckung und erkennen konnte man die Krankheit daran, dass zunächst die Kopf- und Barthaare ausfielen, die Nägel abfielen, die Augen gelb wurden, die Stimme heißer, man magerte stark ab. Später bildeten sich gelbe Flecken auf der Haut und Geschwüre, aus denen Eiter trat. Die Haut wurde schrundig und sah aus, als ob Schneeflocken darauf lägen. Da es noch keine Medikamente dagegen gab, wurden die Aussätzigen ausgesetzt. Das verlief in einem festgesetzten Ritual: Die Siechen lebten außerhalb Nürnbergs in sog. Siechköbel. Ein Kobel war ein kleines Haus, das eine viertel bis halbe Stunde stadtauswärts lag. Es gab davon vier: bei Sankt Jobst, vor dem Laufer Tor, bei Sankt Peter auf der Strecke nach Regensburg, bei Sankt Leonhard vor dem Spittlertor und bei Sankt Johannis auf der Strecke über Fürth nach Frankfurt. Der Kobel bei Sankt Johannis bestand mindestens seit 1234. In den alten Chroniken wird berichtet, dass 1422 dort zwölf Frauen eine Hausordnung vom Rat gegeben wurden. Die Kranken durften sich eine Zuchtmeisterin wählen, die für die Ordnung, Ausgangssperren und die Einhaltung der kirchlichen Übungen verantwortlich war. Es gab Höfe, die Abgaben an den Kobel leisteten. Berichtet wird von vier Fleisch- und drei Milchtage die Woche. An den Festtagen gab es Sonderzulagen, zur Fastnacht eine Sulze und ein Stück Schweinefleisch, zu Trinken ein Seidlein Wein, außerdem ist von Hennen die Rede. An Johannis, dem Tag des Namenspatrons der Kirche bekamen die Kranken ein Seidel Met, ein alkoholhaltiges Honiggetränk und eine Semmel um einen Pfennig. 1307 wurde dem Kobel bei Johannis eine besondere Stiftung durch Königin Elisabeth, der Gemahlin König Albrechts, zuteil. Die Stiftung musste dafür verwendet werden, dass der Pfarrer (bzw. sein Kaplan) im Kirchlein des Siechkobels wöchtentlich die Messe lesen musste. zurück zur großen Geschichts-Tour |