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ALDI-Mania
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Donnerstag, 8:20 Uhr. Ich biege in den Parkplatz ein. Eigentlich dachte ich, ich würde die erste sein, ALDI öffnet schließlich erst um 8:30 Uhr. Aber weit gefehlt. Vor der Türe drängen sich schon mindestens 10 Leute. Ich überlege, ob ich noch im Auto sitzen bleibe, denn es regnet leicht. Aber so wie das aussieht, ist alles ausverkauft, wenn ich als Letzte durch die Türe dränge. Also stelle ich mich an. Mal schauen, wo es am besten ist, direkt von hinten oder vielleicht doch lieber von der Seite? Das Publikum ist bunt gemischt. Männer, Frauen, Alte, Junge, Hausfrauen, Handwerker, die mit dem Firmenwagen reingefahren sind, was die wohl alle wollen? Hoffentlich nicht genau das, was ich auch will: ich habe es auf Laufklamotten abgesehen. Im Prospekt stand: Tights, kurzärmlige Laufshirts für Frauen und Männer, Laufshirts ohne Arm, passende Laufjacken mit abnehmbaren Ärmeln. Verschiedene Ausführungen. Das bedeutet, ich muss versuchen, eine Hose, das T-Shirt und die Jacke in der gleichen Ausführung zu bekommen und dann auch noch in der Größe, die am schnellsten vergriffen ist: S. Vor mir liegt eine schier unlösbare Aufgabe. Ich beschließe, zumindest zu einer Hose das passende Shirt zu ergattern. Ich wappne mich und beobachte die Leute, die da stehen. So wie es aussieht, lauter alte ALDI-Hasen mit viel Erfahrung beim Schnäppchen jagen. Eine Frau wird gerade von jemanden, den sie offensichtlich gar nicht kennt, darüber aufgeklärt, dass Tchibo vor kurzem billige und trotzdem gute Fahrräder verkaufte. Sie läßt sich kurz auf eine Diskussion ein und ist der Meinung, dass es ja einen Grund haben müsse, dass die Räder so billig sind, da werde sogar an den Schrauben gespart, die beim kleinsten Regentropfen rosten würden, wüßte man ja. Ich frage mich, für welches Sonderangebot sie sich wohl interessiert. Nach Laufen sieht sie eher nicht aus. Irgendwer rammt mir einen Einkaufswagen in den Rücken. Ich beschwere mich, jemand murmelt eine nicht ernst gemeinte flüchtige Entschuldigung. Überhaupt nehmen die Wägen ganz schön viel Platz weg, beim Anstellen, so direkt in der Einflugschneise, schließlich ist die Tür doch gar nicht so breit. Eine Frau stellt fest, dass es doch schon halb Neun sein müsse, der Mann daneben sagt, nein, noch zwei Minuten. So langsam wird es eng. Es schiebt von hinten Richtung Tür, die sich trotzdem noch nicht öffnet. Ob da ein Verkäufer kommt und die Türe aufschließt? Hoffentlich wird er nicht umgerannt! So langsam spannen sich meine Muskeln und meine Aufmerksamkeit steigt. Hoffentlich finde ich gleich den Ständer in dem die von mir so heiß begehrten Cool Max Klamotten liegen, Multifunktion, das ist wichtig, wegen dem Schweiß, der vom Körper weg nach außen transportiert wird (von wem eigentlich?) und dort verdunstet. Ich versuche über die Leute zu schauen, stelle mich auf die Zehenspitzen, vielleicht sieht man ja, wo man hin muss? Ich merke, dass ich langsam eingequetscht werde. Spannung liegt in der Luft, Gespräche verstummen, selbst der Fahrradfreek hört endlich auf über die Vorzüge seines neu erworbenen Schmuckstücks zu philosophieren. Es knistert. Jetzt aber, es ist halb! Warum passiert denn nichts? Keiner zu sehen. Das ist ja wohl dreist. Haben die eigentlich keine Uhr? Plötzlich - die Tür geht auf - ganz von selbst, wie von Zauberhand. Es strömt vorwärts, drängt und drückt, ein paar Wägen verkeilen sich, Stau entsteht, aber irgendwie geht es weiter. Man merkt, die Leute haben Übung! Ich steche der Masse nach und dann kommen die Container. Welcher ist es denn nun? Ein bißchen verteilt es sich. Es gibt auch noch Kinderschuhe, da bleiben ein paar Leute hängen, aber die meisten stürzen weiter. Ich sehe nur noch Rücken, keine Jacken, keine Tights, keine Shirts. Durchgeatmet und rangedrängt. Was andere können, kann ich auch, keinen störts. Ja, ich glaube, hier bin ich richtig. Es wird gewühlt - ich wühle mit! Welche Farben gibt es denn? Ah, rot - häßlich, blau - auch nicht besonders schön, da: orange. Toll, ich habe meine Farbe gefunden, nun noch von jedem Teil ein Stück in orange in meiner Größe. Hier eine lange Tight, orange, Größe L, nein, ich wühle weiter, Größe S - ja!! Und nun noch eine Jacke, zu groß. Aber dafür ist hier eine rote in small, vielleicht sollte ich doch auf rot gehen? Ich beschließe, zweigleisig zu fahren und klemme mir die rote Jacke und die orangen langen Hosen unter den Arm, vielleicht findet sich ja das passende Pendant dazu, egal ob in rot oder orange, bei ALDI darf man da meist nicht wählerisch sein, dafür ist es billig - oh pardon - preiswert!. Langsam werden die Leute rabiat, eine Frau reißt mir eine Packung aus der Hand und verschwindet, egal, war eh nichts, was ich gesucht habe. Jemand drückt mir den Ellbogen in die Seite, meinem Nachbarn versuche ich zu verstehen zu geben, dass er auf meinem Fuß steht. Inzwischen habe ich eine lange Tight und eine Jacke in Größe S in orange und beides auch noch in rot. Welches Oberteil ich wohl dazu finden werde? Plötzlich fällt mir auf, dass ich keine Shirts sehe. Wo sind die Shirts? Wo sind die.... ich gehe an den nächsten Präsentationsständer, nichts, ich drehe mich im Kreis und werde panisch, was, wenn schon alle weg sind? Ich murmle vor mich hin, fast kommen mir die Tränen: wo sind denn diese blöden Shirts, irgendwo müssen doch die Shirts sein, wo sind denn.... Da kommt mir eine Frau entgegen, sieht, wie verzweifelt ich bin, hört mich murmeln dreht sich halb um, streckt den Finger aus und sagt: die Shirts sind da weiter hinten. Ich bedanke mich erleichtert und stürze hin. Ein oranges Laufshirt. Bitte, bitte, lass ein oranges Shirt in S da sein! Ich nehme jetzt keine Rücksicht mehr, dränge mich nach vorne, drehe das unterste nach oben und siehe da, ich habe Glück, gleich zwei Stück nebeneinander. Ich greife alle beiden, wenn eines kaputt geht, dann habe ich wenigstens ein zweites, kann schließlich nicht schaden. Und da ein blaues ärmelloses, das passt zu der hellblauen Tight, die ich mir sicherheitshalber auch irgendwann unter den Arm geklemmt habe, man kann ja nie wissen. Inzwischen bemerke ich, dass Mitstreiter auch kurze Tights in der Hand halten. Kurze Tights? Ich wieder zurück auf der Suche nach einer kurzen Tight in orange in Größe S. Aber so langsam haben sich die Massen verflüchtigt, die Tische sind fast leer, kurze Teile gibt es nur noch in dunkelblau in meiner Größe. Orange und dunkelblau? Müsste man zuhause ausprobieren, schließlich kann man alles wieder zurückgeben. Aber da: eine 3/4 Hose in rot, wußte gar nicht, dass es sowas heute hier auch gibt. Prima, finde ich klasse, für den Übergang, aber dann brauche ich ja noch ein Shirt in rot....... in meiner Größe....... Ich überlege, was ich sonst noch brauche und gehe zur Kasse. 98,25 Euro - WAS? Ich schlucke und bezahle. Ganz schön geknickt ob der hohen Summe fahre ich weiter in die Arbeit und warte auf den Feierabend und denke an meinen vollen Kofferraum - und an meinen leeren Geldbeutel. Zuhause probiere ich alles an. Ein paar Probleme habe ich schon. Eine lange Tight und kurzärmlige Shirts? Na ja, dafür habe ich die passende Jacke dazu - alles in orange, in meiner Größe! Eine rote Jacke behalte ich auch noch, für meine neue rote 3/4 Hose, das rote Shirt sieht häßlich aus, wird umgetauscht. Zur Not kann ich dann ja mein gelbes von Adidas dazu anziehen - gleich mal probieren - rot und gelb, sieht cool aus - werde ich zum 1. Finishline Frauenlauf anziehen! Auch die dunkelblaue kurze Tight werde ich morgen zurückgeben, passt doch nicht zu orange (habe ich mir doch gleich gedacht)! Hellblaue Shorts mit dem passenden ärmellosen Shirt - o.k, behalte ich, für Tage an denen es mal richtig heiß wird. Ein paar Tage später habe ich ein sehr seltenes Glück: eine innere Stimme führt mich zu einem anderen ALDI und dort liegt einsam und verlassen eine kurze orange Tight in S (langsam war ich schon so weit, ich hätte auch M genommen, wenn ich sie bekommen hätte), die, erkennbar an der fehlenden Verpackung, zurückgegeben worden war. Schwups, jetzt bin ich aber für die nächsten Jahre ausgestattet. Und im Herbst gibt es dann lange Multifunktions-Unterwäsche - an einem Donnerstag, 8:30 Uhr bei ALDI! © Petra Schuster |