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Telekolleg 2000 - 2002 |
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Sozialkunde |
6. Wirtschaft und Politik
- Konjunktur
- jeweilige Auslastung des Produktionspotentials
- äußert sich in Zuwachsraten des Sozialprodukts und in der Gesamtheit des privaten Konsums sowie der Investitionen
- Konjunkturschwankungen
- das wellenförmige Auf und Ab der wirtschaftlichen Lage
- wiederholt sich in kapitalistischen Industriestaaten in mehrjährigen Abständen in ähnlicher Weise
- Konjunkturzyklus
- der Zeitraum, der bis zum Wiedereintritt der gleichen Phase vergeht
- z. B. von einem Boom zum nächsten
- die vier Phasen des Konjunkturzyklus
- Aufschwung
- Hochkonjunktur (Boom) - Zeichen: Voll- bzw. Überbeschäftigung
- Abschwung (Rezension)
- Tiefstand (Depression) - Arbeitslosigkeit
- Lohn-Preis-Spirale
- Annahme, dass Lohnerhöhungen zu einem Preisanstieg führen,
- Grund: die Lohnkosten nehmen zu
- Ausnahme: keine Lohnerhöhungen, wenn sie durch technologischem Fortschritt, Rationalisierung oder Automation abgefangen werden
- Preis-Lohn-Spirale
- über Lohnerhöhungen wird ein Ausgleich für die Preissteigerungen vorgenommen
- Markt
- Märkte entstehen durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage nach einem Gut
- Markt ist ein Mittel, um die Einzelentscheidungen der Warenanbieter sowie die der Nachfrager aufeinander abzustimmen
- Preisbildung
- findet auf dem Markt in freier Form statt
- Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage
- Preisbildungsmechanismus
- Preis = der in Geld ausgedrückte Tauschwert für ein bestimmtes Gut
- Preise bilden sich über einen bestimmten Marktmechanismus
- Angebot = Menge eines Gutes, die zu einem bestimmten Preis auf dem Markt angeboten wird
- Nachfrage = Menge eines Gutes, für die bei einem bestimmten Preis ein Kaufinteresse besteht.
- Marktmechanismus:
Þ Überhang auf der Angebotsseite
- steigt der Preis, nimmt die Nachfrage ab
- sinkt der Preis, nimmt die Nachfrage zu, das Angebot nimmt ab
Þ Überhang auf der NachfrageseiteIIdealtypisch: der Preis wird so lange verändert, bis Angebot und Nachfrage einander entsprechen
- der Markt befindet sich im Gleichgewicht Þ Gleichgewichtspreis
durch den Preisbildungsmechanismus wird der Markt gelenkt
- trägt somit zur Versorgung einer Gesellschaft mit den notwendigen Gütern bei
- Preise
- Funktionen
- Preise zeigen an, was und wieviel produziert werden soll
- Preise sind ein Indikator für die relative Knappheit einer Gutes
- Preise haben Einfluss auf die Art der Produktion
- Tarifautonomie
- Recht der Tarifparteien (Arbeitgeber, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften) über folgendes ohne staatlichen Eingriff zu entscheiden und Abmachungen zu treffen
- Arbeitsbedingungen
- Arbeitszeit
- Entlohnung
- Urlaub
- andere Rahmenbedingungen
- geregelt durch Art. 9 Abs. 3 GG
- Öffnungsklausel
- Unternehmen soll die Möglichkeit gewährt werden, für eine bestimmte Zeit Löhne unter dem im Tarifvertrag festgelegten Lohnniveau zu bezahlen
Der Wirtschaftskreislauf
Bedürfnisse
- Primärbedürfnisse ( dringende Bedürfnisse z. B. Nahrung, Kleidung)
- Sekundärbedürfnisse (weniger dringend z. B. Autos, Bücher usw.)
- Individualbedürfnisse (Einzelbedürfnisse)
- Kollektivbedürfnisse (Gemeinschaftsbedürfnisse)
Güter
freie Güter (z. B. Luft, Sonnenlicht) wirtschaftliche Güter
- Sachgüter
- Konsumgüter (z. B. Radio, Bücher
- Produktivgüter (z. B. Werkzeuge, Maschinen)
- Gebrauchsgüter (z. B. Möbel, Schuhe)
- Verbrauchsgüter (z. B. Lebensmittel, Seife)
- Dienstleistungen
- z. B. Leistungen durch öffentlich Verkehrsmittel, Polizei, Gericht, Schule, Gesundheitsfürsorge, Verwaltung, Arzt, Rechtsanwalt, Frisör, Handwerker
der Wirtschaftskreislauf
Es finden Berührungen statt zwischen
- Haushalten und Staat
- Haushalte erbringen Arbeit und zahlen Steuern, Gebühren und Beiträge
- Staat erbringt öffentliche Güter, zahlt Gehälter und Sozialleistungen
- Unternehmen und Staat
- Unternehmen erbringen Güter und zahlen Steuern, Gebühren und Beiträge
- Staat erbringt öffentliche Güter und Ausgaben für Güter und Subventionen
- Haushalten und Unternehmen
- Haushalte erbringen Arbeit und haben Konsumausgaben
- Unternehmen erbringen Arbeitslohn und Konsumgüter
- Banken und Unternehmen
- Banken investieren
- Unternehmen Sparen
- Banken und Haushalten
- Haushalte Sparen
Vom Sinn der Wirtschaftsordnung
Grundfragen einer Wirtschaftsordnung: Regeln, durch die Bedürfnisse der Menschen mit einer Vielzahl lebenswichtiger Güter befriedigt werden können Produktionsmittel bzw. Produktionsfaktoren = die Mittel, die eine Gesellschaft aufwendet, um die benötigten Güter herzustellen
- Arbeit
- körperliche oder geistige Betätigung darauf ausgerichtet, Einkommen zu erwirtschaften
- Boden
- alle natürlichen Hilfsquellen wie Anbaufläche, Bodenschätze und natürliche Vorkommen
- Kapital
- alle Werkzeuge, Maschinen, Produktions- und Werkstätten durch die Güter hergestellt werden
Aufgabe einer Wirtschaftsordnung: diese Produktionsfaktoren so sinnvoll aufeinander abzustimmen, dass dadurch eine möglichst hohe Produktivität erzeugt wird
- Produktivität: ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen dem Aufwand an Produktionsmitteln und der damit erzielten Menge an Gütern
- nach dem Minimalprinzip: mit möglichst geringen Mitteln einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen
- die vielfältigen ökonomischen Entscheidungen der Menschen und die verschiedenartigen Produktionsfaktoren müssen so gelenkt werden, dass bei aller Freiheit auf dem Markt doch noch eine sinnvolle und effektive Ordnung entsteht
3 Grundfragen ergeben sich aus dem Lenkungsproblem einer Volkswirtschaft
- WAS soll produziert werden (Art, Menge, Qualität der Güter)
- WIE und DURCH WEN will man produzieren lassen (Techniken bestimmen, Standortfragen klären
- FÜR WEN sollen die Produkte sein, Verteilung der Güter
Rahmenbedingungen werden durch die Politik geschaffen, die dafür sorgen muss, dass die 3 Grundfragen gelöst werden
Die Prinzipien des Liberalismus
Begründer der modernen liberalen Wirtschaftstherorie war Adam Smith (1723 - 1790) (Vater der freien Marktwirtschaft) schaffte die Grundlagen für den Wirtschaftsliberalismus und den damit zusammenhängenden Kapitalismus Ansichten Smiths Û Merkantilismus - Staat lenkt die Wirtschaft
- Eigeninteresse (Egoismus), das auf persönliche Bequemlichkeit und Wohlstand ausgerichtet ist, sei die stärkste Antriebskraft für das menschliche Handeln
- das ökonomische streben sollte sich aber nicht allein am Profit orientieren
- wirtschaftliches Handeln sollte auf die Gemeinschaft bezogen sein
- und sollte von einer moralischen und sozialen Verpflichtung getragen werden
(Forderungen Smiths
- wirtschaftliche Handlungsfreiheit für alle Bürger
- Abschaffung der Eingriffe und Bevormundungen von staatlicher Seite
- Voraussetzungen für wirtschaftliche Handlungsfreiheit
- Privateigentum an Produktionsmitteln
- Gewinn machen dürfen ("Laissez-fair" Politik)
- durch den freien Wettbewerb setzt sich dann das Beste durch (vor allem, wenn sich der Preis frei bilden kann)
- Aufgabe des Staates
- dem einzelnen Rechtssicherheit für sein Eigentum und für sein freies Wirken zuzusichern
- das Land nach außen zu schützen
- jedes Mitglied der Gesellschaft vor Ungerechtigkeit oder gewaltsamer Unterdrückung durch die Obrigkeit und durch andere Mitbürger zu bewahren
- Einmischung in wirtschaftliche Abläufe nur Garantie für gewisse öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten oder Wohlfahrtsstationen für Kranke
Folgen des Wirtschaftsliberalismus
Industrialisierung schafft die sich vergrößernde Kluft zwischen Großbürgertum und Handwerkern und der Arbeiterschaft Proletarier verelendeten, lebten als rechtlose und politisch ohnmächtige Masse am Rande des Existenzminimums die Arbeitsbedingungen, der Arbeitslohn, die Arbeitszeit wurde von den Unternehmern diktiert Manchestertum (nach der brit. Stadt Manchester) = Höchstform der Ausbeutung der Arbeiterschaft Marx und Engels forderten die Sozialisierung (= Verstaatlichung) der Produktionsmittel zur Überwindung der Klassengesellschaft
- "Proletarier aller Welt vereinigt euch" über eine internationale Organisation sollte eine Weltrevolution in Gang gebracht werden
Die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft
Wendepunkt für den traditionellen Liberalismus: Weltwirtschaftskrise 1929
- Roosevelt beschritt den Weg zum Interventionsstaat, der helfend auf der Seite der "Verlierer der Marktwirtschaft" eingriff
- Ziel war, die Demokratie nicht an den sozial Verteilungskämpfen zwischen Arm und Reich scheitern zu lassen
Wirtschaftsdiktatur im "Dritten Reich"
- Weltwirtschaftskrise ließ das soziale System der Weimarer Republik zusammenbrechen
- nach außen waren gewisse Formen der Marktwirtschaft beibehalten wie z. B. Produktionsfreiheit
- Löhne und Preise wurden kontrolliert
- Rüstung wurde angekurbelt
- Arbeitslose wurden dadurch weniger
- der Industrie und Landwirtschaft wurde Autarkie und Aufrüstung und Kriegsvorbereitung vorgeschrieben
Neuanfang nach 1945
- Neoliberale (Walter Eucken und Wilhelm Röpke) wollten, dass der Staat prinzipiell seine passive Rolle aufgebe und als Hüter des Wettbewerb in den Wirtschaftsprozess eingreifen solle
- sie entwickelten konstituierende und regulierende Prinzipien für das staatliche Handeln
- Konstituierende Prinzipien
- funktionsfähiges Preissystem
- Stabilität der Währung
- Privateigentum an Produktionsmitteln
- freier Marktzugang
- Vertragsfreiheit (Koalitionsfreiheit)
- volle Haftung der Wirtschaftssubjekte für ihre Entscheidungen
- Regulierende Prinzipien
- staatliche Monopolkontrolle
- Korrektur der Einkommensverteilung
- Schutz der Arbeitskräfte
- Festsetzung von Mindestlöhnen
- Ludwig Erhard baute darauf die Theorie der Sozialen Marktwirtschaft auf (Einführung gegen großen parteipolitischen Widerstand)
Die Soziale Marktwirtschaft
Prinzipien, die im GG genannt sind
- Freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2,1 GG)
- Vereinigungsfreiheit (Art. 9,3 GG)
- Berufsfreiheit (Art. 12,1 GG)
- Eigentum (Art. 12,1 und 2)
Sechs Freiheiten als Grundlage der Marktwirtschaft
- Gewerbefreiheit
- Freier Wettbewerb
- Vertragsfreiheit
- Konsumfreiheit
- Freie Berufswahl
- Niederlassungsfreiheit
Staatliche Eingriffe in den Markt
- Die Sicherung der Marktordnung (Wettbewerbsordnung)
- Verhinderung über Absprachen unter den Unternehmen
- Verhinderung von Oligopolen oder Monopolen
- Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
- Bundeskartellamt kann marktbeherrschende Unternehmen kontrollieren
- unlautere Absprachen können verhindert werden
- Zusammenschlüsse von Unternehmen werden geprüft
- Marktbeeinflussung
- zum Schutz der Anbieter sowie Sicherung und Erhalt von Arbeitsplätzen
- Subventionen meist in Form von Steuervergünstigungen für Unternehmer
- Marktregulierung
- über gesetzliche Maßnahmen, wenn durch den freien Markt gewichtige Nachteile für bestimmte Gruppen entstehen
- durch Steuern, Beihilfen, Investitionen und andere Maßnahmen können wirtschaftlich schwache Käuferschichten Hilfe aus öffentlichen Mitteln bekommen (z. B. sozialer Wohnungsbau, Erhöhung der Mineralölsteuern)
Konjunktur- und Strukturpolitik
- Staat darf nur im Sinne einer Globalsteuerung wirtschaftspolitisch tätig werden, um die Konjunktur zu fördern oder zu dämpfen
- Konzertierte Aktion
- Karl Schiller rief sie ins Leben(Wirtschaftsminister 60er und 70er)
- Vertreter der Regierung (evtl. auch Opposition), Bundesbank, Gewerkschaften, Gebietskörperschaften und Unternehmer erörtern die wirtschaftliche Situation und stimmen ihr Verhalten aufeinander ab
- Karl Schiller (Wirtschaftsminister 60er und 70er)
- Stabilitätsgesetz
- die Regierung ist vom Gesetz verpflichtet, zu Beginn eines jeden Jahres den Bundestag und Bundesrat einen Jahreswirtschaftsbericht vorzulegen, erstellt von unabhängigen Sachverständigen
- das Gesetz enthält die Vorgaben für die öffentliche Finanzplanung (mittelfristig)
- die Regierung wird zu einer antizyklischen Einnahmen- und Ausgabenpolitik verpflichtet (Einnahmen kürzen oder erhöhen bei zu raschem wirtschaftlichen Aufschwung)
- Magisches Viereck
- Stabilität des Preisniveaus
- hoher Beschäftigungsgrad
- angemessenes Wirtschaftswachstum
- außenwirtschaftliches Gleichgewicht
- Magisches Sechseck
- zusätzlich gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung
- zusätzlich Umweltschutz
- Strukturpolitik
- Umschulung und Umsiedlungsbeihilfen
- Wandel von Produktionsstrukturen fördern
- Förderung von Forschungsprojekten
- Erleichterung des Technoligie-Transfers
Tarifautonomie
Tarifparteien einigen sich selbständig und ohne staatliche Einmischung über Lohn- und Arbeitsbedingungen
- Argumente der Gewerkschaften für Lohnerhöhung
- Gefährdung des Exports, der Arbeitsplätze, ausländische Konkurrenz, hohe Lohnnebenkosten, schon hohes Lohnniveau, Notwendigkeit von Investitionen
- Argumente der Gewerkschaften für Lohnerhöhung
- gestiegene preise, teurer werdende Lebenshaltungskosten, hohe Gewinne
Tarifverhandlungen
- Tarifvertragsparteien
- Unternehmer, vertreten durch ihren jeweiligen Arbeitgeberverband
- Arbeitnehmer (Arbeiter, Angestellte, Beamte) vertreten durch die Gewerkschaft bzw. Interessenvertretung
- Lohntarife werden meist jedes Jahr ausgehandelt
- Mandeltarifverträge werden in größeren Abständen ausgehandelt
- Arbeitszeit, Urlaubsansprüche und -höhe, Prämien für die Nachtschicht
- Vorgehen bei den Tarifverhandlungen
- Kündigung der Tarifverträge
- Verhandlungen
- evtl. Warnstreiks
- wenn Scheitern erklärt wird: Schlichtungsverfahren (der Vermittlungsausschuss wird angerufen)
- evtl. Streik
- Urabstimmung der Gewerkschaftsmitglieder über Streik
- wenn ein bestimmter %-Anteil der Mitglieder zustimmt Streik (Gewerkschaftsmitglieder bekommen Unterstützung aus der Streikkasse)
- Gegenmaßnahme der Arbeitgeber: Aussperrung
- Beendigung des Streiks, wenn mind. 25 % der Gewerkschaftsmitglieder dem Kompromiss in einer Urabstimmung zustimmen
- während der Laufzeit eines Vertrages herrscht Friedenspflicht