Hans Sachs
Schumacher und Poet

 

Sachs Denkmal

Sachs Haus

Wohnhaus von Hans Sachs
Werkstatt

Werkstatt
Hinterhof mit Werkstatt

Hinterhof mit Werkstatt
Das Wohnhaus von Hans Sachs stand in der heutigen Winklerstraße auf der Nordseite gegenüber von Winklerstr. 12. Heute erinnert nur ein Schild an einer Seitenwand daran.

 

Hans Sachs wurde am 5. November 1494 in Nürnberg geboren. Er war das einzige Kind des Schneidermeisters Jörg Sachs und dessen Frau Christina. Er besuchte von 1501 bis 1509 die Lateinschule im Heilig-Geist-Spital, danach begann er eine zweijährige Schuhmacherlehre. Seine anschließende 7-jährige Wanderschaft führte ihn durch Süddeutschland und an den Rhein. Danach hat er Nürnberg kaum mehr verlassen. 1520 wurde er zum Meister des Schuhmacherhandwerks gesprochen. Vierzig Jahre lang übte er sein Handwerk aus.

Hans Sachs war nicht unvermögend. Er hatte vier Häuser und gehörte der städtischen Mittelschicht an. 1519 heirate er Kunigunde Creutzer und hatte mit ihr sieben Kinder, keines überlebte ihn allerdings. Nachdem seine erste Frau verstarb heiratete er 1561 die für sein Alter sehr junge, 27-jährige Witwe Barbara Endres. Er starb am 19. Januar 1576. Sein Grab auf dem Johannisfriedhof ist leider nie gefunden worden.

Künstlerisch war Hans Sachs fast 7 Jahrzehnte (mit einer 3-jährigen Ausnahme) sehr aktiv. Über 4000 Meisterlieder komponierte er für die Nürnberger Meistersingergesellschaft. Er dichtete diese Meisterlieder nicht ausschließlich, wie bis zu der Zeit üblich, in geistlichem Sinne, sondern er bereicherte dieses Genre mit Fabeln, Schwänken, antiken und populären Stoffen.

Geistliche Themen waren vor allem der Reformation gewidmet. So hat er auf Singschulveranstaltungen die lutherische Lehre einem breiten Publikum bekannt gemacht. Auch in einer Flugschrift "Die Wittenbergisch Nachtigall" trat er für Luthers Lehre ein und veröffentlichte im gleichen Jahr sechs weitere Drucke dieser Schrift. Dadurch wurde er auch sehr populär. Für Hans Sachs standen dabei nicht so sehr die theologisch-theoretische Fundierung Luthers im Vordergrund, sondern die ehtische und lebenspraktische Konsequenz: tätige Nächstenliebe.

Hans Sachs polemisierte auch gegen die katholische Kirche. Unter anderem schrieb er Reime zu den Holzschnitten einer antipäpstlichen Flugschrift des Lorenz-Predigers Andreas Osiander. Der Rat der Stadt Nürnberg beschlagnahmte das Pamphlet und rügte den Dichter, er solle doch bei seinem Handwerk bleiben.

Aber auch andere zeitkritische Themen lagen ihm am Herzen: der Bauernaufstand, die Türkengefahr, der Markgrafenkrieg. Ausdruck fanden seine Werke in Fabeln, Schwänken, Lobsprüchen, Historien, Klag- und kampfgesprächen, Mären und Gelegenheitsgedichte.

Seine Hinterlassenschaft umfasste mehr als 6000 Dichtungen in 33 handschriftlichen Bänden. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der "teutsche Poet" als "Europides Germanicus" und "Teutscher Vergilius" bezeichnet, geriet dann in Vergessenheit. Im 18. Jahrhundert erneuerte sich das Interesse an ihm, es wurde ein berühmter Zweizeiler aus dieser Zeit überliefert:

"Hans Sachs war ein Schuh-
Macher und Poet dazu"

Durch Goethe erlangte er wieder die Gunst der Menschen und es formte sich im Zuge der romantischen Entdeckung Nürnbergs ein verklärtes zunehmend falsches Sachs-Bild, das durch die Aufführung von Richard Wagners "Die Meisteringer von Nürnberg" 1868 zum Klischee wurde, der "Volkspoet" wäre die Inkarnation deutscher Sittsamkeit und bürgerlichen Biedersinns.

Hier ein Gedicht von Hans Sachs:

Gedicht von Hans Sachs


In einem anderen Gedicht führt er uns ins Schlaraffenland:

Eine Gegend heißt Schlaraffenland,
den faulen Leuten wohlbekannt;
die liegt drei Meilen hinter Weihnachten.
Ein Mensch, der dahinein will trachten,
muss sich des großen Dings vermessen
und durch einen Berg von Hirsebrei essen;
der ist wohl dreier Meilen dick;
alsdann ist er im Augenblick
im selbigen Schlaraffenland.
Da hat er Speis und Trank zur Hand;
da sind die Häuser gedeckt mit Fladen,
mit Lebkuchen Tür und Fensterladen.

Um jedes Haus geht rings ein Zaun,
geflochten aus Bratwürsten braun;
vom besten Weine sind die Bronnen,
kommen einem selbst ins Maul geronnen.
An den Tannen hängen süße Krapfen
wie hierzulande die Tannenzapfen;
auf Weidenbäumen Semmeln steh'n,
unten Bäche von Milch hergeh'n;
in diese fallen sie hinab,
dass jedermann zu essen hab.

Auch schwimmen Fische in den Lachen,
gesotten, gebraten, gesalzen, gebacken;
die gehen bei dem Gestad so nahe,
dass man sie mit den Händen fahe.
Auch fliegen um, das mögt ihr glauben,
gebratene Hühner, Gäns' und Tauben;
wer sie nicht fängt und ist so faul,
dem fliegen sie selbst in das Maul.

Die Schweine, fett und wohlgeraten,
laufen im Lande umher gebraten.
Jedes hat ein Messer im Rück';
damit schneid't man sich ab ein Stück
und steckt das Messer wieder hinein.
Käse liegen umher wie die Stein.
Ganz bequem haben's die Bauern;
sie wachsen auf Bäumen, an den Mauern;
sind sie zeitig, so fallen sie ab,
jeder in ein Paar Stiefel herab.

Auch ist ein Jungbrunn in dem Land;
mit dem ist es also bewandt:
wer da hässlich ist oder alt,
der badet sich jung und wohlgestalt't
Bei den Leuten sind allein gelitten
mühelose, bequeme Sitten.
So zum Ziel schießen die Gäst',
wer am meisten fehlt, gewinnt das Best;
im Laufe gewinnt der Letzte allein;
das Schlafrocktragen ist allgemein.

Auch ist im Lande gut Geld gewinnen:
wer Tag und Nacht schläft darinnen,
dem gibt man für die Stund' einen Gulden;
wer wacker und fleißig ist, macht Schulden.
Dem, welcher da sein Geld verspielt,
man alles zwiefach gleich vergilt,
und wer seine Schuld nicht gern bezahlt,
auch wenn sie wär eines Jahres alt,
dem muss der andere doppelt geben.
Der, welcher liebt ein lustig Leben,
kriegt für den Trunk einen Batzen Lohn;
für eine große Lüge gibt man eine Kron'.
Verstand darf man nicht lassen sehn,
aller Vernunft muss man müßig geh'n;
wer Sinn und Witz gebrauchen wollt,
dem wär kein Mensch im Lande hold.

Wer Zucht und Ehrbarkeit hätt lieb,
denselben man des Lands vertrieb,
und wer arbeitet mit der Hand,
dem verböt man das Schlaraffenland.
Wer unnütz ist, sich nichts lässt lehren,
der kommt im Land zu großen Ehren,
und wer der Faulste wird erkannt,
derselbige ist König im Land.

Wer wüst, wild und unsinnig ist,
grob, unverständig zu aller Frist,
aus dem macht man im Land einen Fürsten.
Wer gern ficht mit Leberwürsten,
aus dem ein Ritter wird gemacht,
und wer auf gar nichts weiter acht't
als auf Essen, Trinken und Schlafen,
aus dem macht man im Land einen Grafen.
Wer also lebt wie obgenannt,
der ist gut im Schlaraffenland,
in einem andern aber nicht.
Drum ist ein Spiegel dies Gedicht,
darin du sehest dein Angesicht.

 

zurück zu den berühmten Nürnbergern
zurück zur großen Geschichts-Tour

Nürnberg online