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Die Findel
in Nürnberg

Weißgerbergasse 37
Schild an der Weißgerbergasse 37

 
 

Die Findelgasse und die Findelwiesenstraße zeugen heute noch von den Stiftungen, die es in Nürnberg gab. In italienischen und deutschen Städten war es im Mittelalter üblich, für Kinder etwas zu tun, die keine Eltern mehr hatten. In Nürnberg ist schon im 14. Jahrundert von Stiftungen die Rede. Sie stellten Unterkunft und Verpflegung für solche Kinder.

Zunächst wurden die Findel streng getrennt nach Knaben und Mädchen. Für die Knaben wurden mehr gestiftet, als für die Mädchen, das zeugt von patriarchalischer Gesellschaft. Die Frauen hatten noch keine Rechte. Das Mädchenfindel befand sich in der Weißgerbergasse 37. Oben eingefügtes Schild ist heute am Haus angebracht. Später benützte man bis 1900 das Barfüßerkloster in der Findelgasse zur Unterkunft für Knaben- und Mädchenfindel. Das Weisenhaus wurde danach in die Reutersbrunnenstraße verlegt.

Eigentlich waren in der Findel hauptsächlich eheliche Kinder untergebracht, deren Eltern verstorben waren, aber ab und zu lagen auf dem Stein neben der Pforte auch neugeborene Findlinge. Es wurde gut für die Kinder gesorgt. Die Ernährung war einfach, nur an Sonn- und Feiertagen gab es Bratwürste. Und Schulunterricht wurde auch erteilt, zu einer Zeit, als die meisten Deutschen nicht lesen und schreiben konnten, doch sehr fortschrittlich.

Zur Findel gehörten Wiesen und Weideland, das vor dem Frauentor zwischen Galgen- und Glockenhof lag (daher der Name Findelwiesenstraße).

Die Kinder mußten sich aber auch nützlich machen. Die Knaben spalteten Holz, schabten Federkiele, mussten Wolle spinnen und die Straße fegen. Die Mädchen halfen im Haushalt, der Küche und im Stall und mit ihren feinen Fingern und guten Augen stellten sie die sog. Flinderlein her.

Flinderlein waren glänzende hauchdünne Metallplättchen, die an Fäden aufgereiht wurden. Es wurden daraus später von Facharbeitern die bekannten Flinderleinshauben gefertigt, die die vornehme Nürnbergerin als Brautkrone trug und die bis auf den heutigen Tag in fränkischen Dörfern im Trachten-Brauchtum zu sehen sind.

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